Carmina Burana: Alte clamat Epicurus: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 26. Juli 2021, 15:04 Uhr

Autor und Werk

Als Carmina Burana (›Lieder aus Benediktbeuern‹) werden die Lieder bzw. Gedichte bezeichnet, die in einer mittelalterlichen Sammelhandschrift überliefert sind, die 1803 aus der Abtei Benediktbeuern in Oberbayern in die Münchener Hofbibliothek gelangte. Der Titel Carmina Burana geht auf die Erstveröffentlichung im Jahre 1847 zurück. Die Handschrift aus dem 13. Jh., auch Codex Buranus genannt, enthält über 300 Texte unterschiedlicher Art, von denen die meisten auf Latein, manche aber auch auf Altfranzösisch oder Mittelhochdeutsch verfasst sind. Diese Texte lassen sich auf den Zeitraum zwischen dem 11. und dem frühen 13. Jahrhundert datieren. Ihre Verfasser sind bis auf wenige Ausnahmen unbekannt. Bemerkenswert ist angesichts des monastischen Kontextes, dass in den Carmina Burana auch viele weltliche Themen behandelt werden. Einige Texte sind mit linienlosen Neumen versehen. Da sich diese musikalische Notation aber nicht eindeutig interpretieren lässt, kann man die Melodien der Stücke nur teilweise erschließen. Die bekannte Vertonung der Carmina Burana durch Carl Orff (Uraufführung 1937) stellt eine völlig freie Neuinterpretation dar. Neben Orffs Version existieren jedoch zahlreiche weitere Vertonungen, die sich teilweise um größere Historizität bemühen. In dem folgenden, anonym überlieferten Lied (Carmen 211) spricht der Philosoph Epikur und erläutert seine Lehre. Der Epikureismus wird dabei mit dem Hedonismus, dem Streben nach Maximierung leiblicher Genüsse zur Erreichung wahrer Glückseligkeit, gleichgesetzt: Epikur, so der Vorwurf, erhebe seinen Magen zu einer Gottheit und kümmere sich um nichts als Essen, Trinken, Schlaf und Sex. Diese Darstellung entspricht nicht der tatsächlichen Lehre Epikurs, sondern stellt eine spöttische Kritik des paganen Philosophen aus christlicher Perspektive dar.

Besonderheiten

Es handelt sich beim vorliegenden Lied nicht um quantitierende Dichtung nach antikem Vorbild, sondern um rhythmische und gereimte Dichtung, wie sie im Mittelalter üblich wurde. Ein Reim wie der von erit auf querit (= quaerit) zeigt eine Veränderung der Aussprache im Vergleich mit der klassischen Zeit an. Die Sprache des Stückes, v.a. dessen Syntax, ist insgesamt verhältnismäßig simpel und durch die Reime sehr eingängig.

Weiterführende Literatur

Bernt, Günter (Hrsg.): Carmina Burana. Lateinisch / Deutsch. Durchgesehene und erweiterte Neuauflage, Stuttgart 2012.

Schaller, Dieter u.a.: Carmina Burana. In: LexMA II (1983), Sp. 1513–1517.

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