Antonius von Asti: De eius vita et fortunae varietate

Aus Mittel- und Neulatein macht Schule!
Version vom 10. Mai 2021, 11:02 Uhr von Admin (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „=====Autor===== Über Antonius von Asti selbst und seine genauen Lebensdaten ist nur wenig bekannt: wir wissen, dass er um 1412 in Villanova bei Asti geboren w…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Autor

Über Antonius von Asti selbst und seine genauen Lebensdaten ist nur wenig bekannt: wir wissen, dass er um 1412 in Villanova bei Asti geboren wurde, in Pavia studierte, 1441 heiratete (und daher Laie gewesen sein muss), ehe er Sekretär Karls von Orléans wurde und um 1465 verstarb. Sein Werk umfasst unter anderem Liebespoesie, Hymnen und Briefe sowie eine Autobiographie mit dem Titel De eius vita et fortunae varietate.

Werk

Antonius von Astis knapp 4000 Verse in sechs Büchern umfassendes und wahrscheinlich unvollendet gebliebenes Gedicht De eius vita et fortunae varietate behandelt neben einem autobiographischen Teil hauptsächlich auch eine Geschichte der Stadt Asti (ab Kapitel IV in Buch II bis Ende). Diese Verknüpfung von Lebens- und Stadtgeschichte ist in der lateinischen Literatur einzigartig und liefert ein eindrückliches Beispiel für die fließenden Gattungsgrenzen der Erscheinung Autobiographie.

Wie der Titel bereits vermuten lässt, spielt in diesem Text die Fortuna eine wichtige Rolle, die unter anderem Individual- und Stadtgeschichte verbindet und das Selbst- und Weltbild des Autors wie auch seiner Zeitgenossen in hohem Maße prägt.

Hintergründe zum Text

Unbedingt zu vermeiden oder zumindest kritisch zu hinterfragen ist im Kontext autobiographischer Schriften eine Gleichsetzung von Text-Ich und Autor. Aufgrund von etwa ästhetischen oder rezeptionsgeschichtlichen Kriterien war ein Eingriff in die historische Realität lange absolut legitim: an einen Schiffbruch beispielsweise sind für frühneuzeitliche Autoren und Leser etwa Assoziationen an Odyssee und Aeneis geknüpft, die gezielt abgerufen werden können, obwohl in diesem Fall der Autor selbst nie Schiffbruch erlitten hat. Stilistisch kann man bei Antonius von Asti die Tendenz bemerken, einzelne Wörter aus Nebensätzen, in der Regel Substantive oder Relativpronomina, in den Hauptsatz zu versetzen und so häufig stark auseinandergezogene Hyperbata zu kreieren.

Anknüpfungspunkte zum klassischen Latein finden sich insbesondere in der Ovidrezeption, die vor allem im Proöm nicht nur inhaltliche, sondern auch wörtliche Anklänge an die Metamorphosen enthält (vgl. Ov. Met. 1,1-4). Desweiteren lassen sich Vergleiche mit anderen Werken im elegischen Distichon herstellen (und die Bedeutung des elegischen Distichons bzw. eines Metrums allgemein für einen Text diskutieren), das Skandieren und Lesen metrischer Texte üben oder etwa der Alltag eines Schülers wie er im vorliegenden Text beschrieben wird mit dem Schulgeschehen in anderen Zeiten und Kulturen vergleichen.

Weiterführende Literatur

Tallone, Armando (Ed.). Antonii Astesani De ejus vita et fortunae varietate carmen. Città di Castello 1912.

Vinay, Gustavo. L'umanesimo subalpino nel sec. XV. Turin 1935.

Download