Desiderius Erasmus von Rotterdam: Epicureus: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 26. Juli 2021, 15:04 Uhr
Autor
Desiderius Erasmus gilt als einer der bedeutendsten humanistischen Gelehrten. Er wurde zwischen 1466 und 1469 in Rotterdam geboren, vermutlich als illegitimer Sohn eines Priesters. Nach dem Theologiestudium in Paris bereiste er verschiedene Länder und hielt sich längere Zeit in England, Italien und der Schweiz auf. Er starb 1536 in Basel.
Zu seinen zahlreichen Freunden und Bekannten zählten der englische Staatsmann und Humanist Thomas Morus, der venezianische Drucker und Verleger Aldus Manutius, sowie Johann Froben und dessen Sohn Hieronymus, die in Basel ebenfalls als Buchdrucker und Verleger tätig waren. Mehr als zweitausend erhaltene Briefe zeugen von Kontakt mit Gelehrten, Herrschern und Päpsten.
Neben den Briefen beinhaltet das umfangreiche Werk des Erasmus philologische, theologische, philosophische und satirische Schriften. Zu den bekanntesten zählen die Adagia (1500), eine Sammlung antiker Sprichwörter, die Erasmus im Laufe seines Lebens immer wieder erweiterte und überarbeitete, und die Laus stultitiae (›Lob der Torheit‹, 1509), eine Satire. Seine Ausgabe des griechischen Neuen Testaments mitsamt einer Neuübersetzung ins Lateinische (1516) war die Grundlage für Luthers Bibelübersetzung. Obwohl er die Kirche kritisierte, schloss Erasmus sich nicht der Reformation an. In De libero arbitrio (›Über den freien Willen‹, 1524) richtete er sich gegen Luther, der den Menschen den freien Willen absprach und ihr Heil als gänzlich abhängig von Gottes Gnade sah. Dieser antwortete mit der Schrift De servo arbitrio (›Über den geknechteten Willen‹, 1525).
Werk
Der Text in dieser Datei stammt aus dem Dialog Epicureus (›Der Epikureer‹), der zuerst im Jahr 1533 gedruckt wurde. Es handelt sich hierbei um eines der zahlreichen Colloquia (›Gespräche‹) des Erasmus. Diese Dialoge sollten Schülern nicht nur die lateinische Sprache und guten lateinischen Stil vermitteln, sondern auch korrekte Verhaltensweisen und moralische, philosophische und theologische Grundkenntnisse. Im Epicureus unterhalten sich die beiden Figuren Hedonius und Spudaeus. Der Ausgangspunkt des Gesprächs ist Spudaeus’ Lektüre des Werkes De finibus bonorum et malorum (›Über das höchste Gut und das größte Übel‹, 45 v. Chr.), in dem Marcus Tullius Cicero verschiedene hellenistische Philosophenschulen unter der Leitfrage nach der Definition des höchsten Gutes einander gegenüberstellt.
Der Dialog ist ein Beispiel für eine christliche Umdeutung und Aneignung des verrufenen Epikureismus.
Besonderheiten
Die Sprache der Colloquia, die sich an Schüler richteten, ist allgemein lebendig und eher einfach. Kurze Sätze und schnelle Wortwechsel herrschen vor. Erasmus streut häufig Redensarten, Sentenzen und Zitate verschiedenster Autoren ein, die nicht immer gekennzeichnet werden. Gelegentliche Wortwitze lockern die Lektüre auf.
Weiterführende Literatur
Worstbrock, Franz Josef u.a.: Erasmus von Rotterdam. In: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon Tl. 1 (2008), Sp. 658–804.
Monfasani, John: Erasmus and the Philosophers. In: Erasmus of Rotterdam Society Yearbook 32 (2012), S. 47-68.